Weißstorchreport 2003
 
 

Weißstorchreport 2003 für das Biosphärenreservat Spreewald

War schon das Jahr 2002 nicht besonders erfolgreich für die Weißstörche im Spreewald, verhieß der Beginn des Storchenjahres 2003 überhaupt nichts Gutes. Die Störche kamen sehr spät oder gar nicht und ließen teilweise wegen des trockenheitsbedingten Futtermangels ihr Gelege bzw. sogar ihre Jungen im Stich. Bereits Ende April fanden die Störche zum Beispiel kaum noch Regenwürmer auf den Wiesen, wo sie sonst in den letzten Jahren um diese Zeit bevorzugt beobachtet wurden.

Der erste Storch wurde wie immer in Straupitz auf dem Turmgebäude gesichtet, diesmal aber erst am 22.März. Das früheste Paar war am 1.April bei Familie Christel in Lübben/Steinkirchen beieinander und zog zwei Jungvögel auf. Hier besteht die Möglichkeit, dass es sich um Westzieher handelt, da einer ihrer beringten Jungvögel 2002 auf der Westroute gefunden wurde.

Unser Stammpaar in Radensdorf war dagegen erst am 15.4. komplett (Vorjahr 8.April), zog dafür aber drei Jungvögel auf und verließ uns um den 12.August. Insgesamt kam es im Biosphärenreservat zu 98 Bruten (2002 waren es 101).






Weißstorchbestand im Biosphärenreservat Spreewald mit Jungenzahl (JZG), Paare gesamt (Hpa)
und Paare mit ausgeflogenen Jungvögeln (Hpm) 1958; 1974; 1984; 1990- 2003





Problematisch war diesjahr die extreme Trockenheit. Während es im inneren Spreewald dank des Wassermanagements des LuA recht feucht war, ist in den Randbereichen eine regelrechte „Versteppung“ zu beobachten gewesen. Die meisten Wiesen waren braun und die Meliorationsgräben ausgetrocknet, hier müssen endlich Massnahmen zur Stabilisierung des Landschaftswasserhaushaltes ergriffen werden. Im Gebiet westlich des Unterspreewaldes (Lubolz, Schönwalde, Freiwalde) waren die Brutergebnisse so schlecht wie noch nie. So ließen mehrere Paare ihre Jungen offensichtlich wegen Futtermangels Mitte Juni in Stich. Teilweise wurde durch das Absammeln von Insekten an Pflanzen so viel pflanzliches Material mitverfüttert, dass es bei den betreffenden Jungvögeln zu Todesfällen durch Pflanzenfasern kam. Dies wurde an der Martin-Luther-Universität Halle nachgewiesen.






Unter der Trockenheit leidende Jungvögel in Neulübbenau





Storchenhauptstadt ist wiederum Burg mit 9 Paaren und 15 Jungvögeln, gefolgt von Straupitz mit 8 Paaren und ebenfalls 15 Jungen, sowie Lübben mit 8 Paaren und 11 Jungvögeln.






Vier Jungvögel pro Horstpaar gab es nur zweimal in Alt-Zauche und jeweils einmal in Burg und Neu-Lübbenau.





Nach wie vor wird dem Weißstorch eine hohe Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit zu teil. So fanden mehrere Storchenwanderungen um Vetschau und Schlepzig statt. Uns erreichten in diesem Jahr relativ wenig Hilferufe, das lag sicherlich an der geringen Zahl im Gebiet anwesender Störche, aber auch an den durchgeführten Schutzmassnahmen.

Einige Ereignisse sind jedoch erwähnenswert. So kam es am 24.4. zu Horstkämpfen in Freiwalde, dabei wurde ein Gelege mit sechs Eiern zerstört. Ein anderes Paar übernahm den Horst, zog allerdings nur einen Jungvogel auf. In Dollgen stürzte beim Sturm am 8.Juni ein Horst mit vier Jungvögeln ab, welcher dann von der Envia neu errichtet wurde. Bei Niewitz verunglückte am 18.6. ein Altvogel im Straßenverkehr und es herrschte Aufregung im Ort über das Schicksal der drei Jungen. Der verbleibende Altvogel zog sie dennoch alleine auf.

Am 10.7. wurde auf dem Horst hinter der Mühle in Schlepzig ein Altstorch beobachtet, in dessen Flügel ein Stück Weidedraht hing, das bis auf die Erde reichte. Nach einigem Hin und Her entschloß sich dann Naturwächter Thomas Noah doch am Draht zu ziehen. In diesem Moment spreizte der Storch den betreffenden Flügel ab, als wollte er sich helfen lassen, und Herr Noah konnte ihn vom Draht befreien.






Unfall an Bahnstromleitung bei Ragow
Foto: W.Köhler





2003 verunglückten wieder drei Vögel an einer 20 kVLeitung und einer an einer Bahnstromleitung. 2002 waren es immerhin sechs, die den Stromtod fanden. Dazu kommt ein toter Storch infolge Kollision mit Kfz (Niewitz). In 2003 wurden von den Naturwächtern sieben Horste saniert, wobei bei vier Nisthilfen der Mast ausgewechselt wurde. Von der Envia wurde der abgestürzte Horst in Dollgen neu errichtet und in Freiwalde ein Holzmast gegen einen Betonmast ausgewechselt. Weiterhin wurden drei Schilder „hier wohnte ich mit meinen Jungen“ an attraktiv gelegen Horststandorten aufgestellt.






Beringung in Kuschkow





Dank der finanziellen Hilfe der AllianzUmweltstiftung war dies und die Beringung von 35 Jungstörchen kein allzu grosses Problem. Auch in diesem Jahr gelang das Ablesen der Ringe bei brütenden Altvögeln, wobei es sich um zwei „alte“ Bekannte handelte, die aber in anderen Horsten brüteten wie 2002. Der Abzug der Jungen vollzog sich zwischen dem 9.8. und 17.8. Eine Ausnahme bildeten die drei Jungvögel aus dem Horst hinter der Schlepziger Mühle, welche bis zum 23.8. mit ihren beringten Eltern um den Horst herum beobachtet worden sind.






Horstneubau in Gröditsch
Foto: A. Wawro





Ein Zugverband von 26 Exemplaren wurde von Wolfgang Köhler am 17.8. bei Lübbenau gesehen, dies war dann aber auch der grösste beobachtete Trupp. Am 21.9. übernachtete in Bückchen ein Storch auf dem Horst. Mit ihm ging das Storchenjahr 2003 im Spreewald zu Ende und es ist die nächste Saison vorzubereiten.

Hierfür müssen wieder Horste saniert werden. Zusätzlich sind einige nicht benutzte Nisthilfen umzusetzen. Ein interessantes Vorhaben ist der Bau einer Nisthilfe auf dem Kindergarten in Straupitz, der im nächsten Frühjahr vonstatten gehen soll.

Unterstützung beim Weißstorchschutz erhielten wir dankenswerterweise auch in diesem Jahr von der Allianz Umweltstiftung, Agrargenossenschaft Radensdorf EnviaM und der Firma Ralph Müller, Alt Schadow. Am Bildband “Spreewald - Land der Störche” wird gemeinsam mit dem Journalisten Dr.Blutke weiter gearbeitet und es wurden verschiedene Pressemitteilungen zum Storchenschutz veröffentlicht. Wer sich näher über Weiß- und Schwarzstörche im Spreewald informieren möchte, kann dies unter tun.

Arnulf Weingardt / Tel.: 035472 / 276