Das Vogeljahr 2001 im Spreewald: gewöhnliches und bemerkenswertes aus ornithologischer Sicht
Der Januar zeigt sich von verschiedenen Seiten, Frostperioden und Schneefälle wechselten mit trüber- und nasskalter Witterung. Die Durchschnittstemperaturen lagen etwas über dem langjährigen Mittel. Ein Wanderfalke, der sich von Mitte November des Vorjahres im Polder Kockrowsberg aufhielt und dort die Wasservögel permanent belästigte, blieb bis zum 28.01. Bis mindestens Ende Januar verweilten 2 Kranichfamilien bei Lubolz und 5 Kiebitze trotzten dem Winter bis zum 5.01. an den Schlepziger Teichen. Der sonst so“ ruhige“ Januar hatte nicht nur „Winterausharrer“ zu bieten, sondern verlief auch darüber hinaus recht ereignisreich. Bereits zum Neujahrstag kündigten die ersten Seidenschwänze einen kleinen Einflug an. Sehr ungewöhnlich war ein Trupp von 78 Schwanzmeisen am 6.01. im Hartmannsdorfer Busch. Auf Grund seiner schneeweißen Färbung nicht immer leicht zu entdecken war ein Silberreiher am Neuendorfer See, der dort vom 14.01.-22.02. auffiel. Der erste Rotmilan erschien am 28.01. bei Stennewitz und damit einen Monat zu früh. Eine Kurzschnabelgans rastete vom 24.01. – 22.02. bei Leibsch.
Winterlich begann und endete der Februar: ergiebige Schneefälle wurden aber auch in diesem Monat von Tauwetter abgelöst, so dass die Witterung ähnlich wechselhaft wie im Januar verlief und die Temperaturen ebenfalls etwas zu hoch lagen. Die erste Besonderheit des Monats war eine adulte Zwerggans, die vom 2.-22.02. bei Leibsch graste und den fünften Nachweis für den Spreewald darstellt. Das Vorkommen des Seidenschwanzes gipfelte mit 140 Individuen vom 3.-8.02. in Lübben. Nachdem eine Kaltfront am 5.02. immerhin 160 Berg- und 140 Wiesenpieper im Kleinen Gehege zusammenführte, brachten zwei sehr milde Tage gleich die ersten Kiebitze (105 Ind. am 7.02. bei Leibsch) und Kraniche (6.02. an zwei Stellen). Außergewöhnlich früh war ein Alpenstrandläufer, der vom 15.-22.02. den Schlamm der Schlepziger Teiche durchstocherte. Insgesamt 4950 Saat- und Bläßgänse nächtigten am 19.02. im Spreewald.
Auch im März schwankten die Witterungsverhältnisse erheblich, mehrfach wurden milde Perioden von Schnee und Frost unterbrochen. Noch am 26.03. fielen 22cm Neuschnee und viele Gewässer vereisten erneut für kurze Zeit. Insgesamt war der Monat temperaturnormal, doch fielen mit 75 Litern Niederschlag etwa doppelt soviel wie im langjährigen Mittel. Ein Rauhfußkauz, der am 5.03. bei Lubolz rief, stellt die zweite Feststellung dieser Art für das Biosphärenreservat dar. Eine wärmere Phase um Mitte März brachte frühe Ankunftsdaten bei Rotschenkel (12.03.), Girlitz (12.03.), Fischadler (14.03.), Schwarzstorch (15.03.), Schwarzkopfmöwe (17.03.) und Zilpzalp (17.03. ). Etwa am 17.03. und damit außergewöhnlich früh begann im Kriegbusch ein Kranichpaar mit der Brut, dass sich auch von starken Schneefällen und –8° C am 26.03. nicht beeindrucken ließ, wie die am 17.-19.04. geschlüpften Jungvögel verdeutlichen. 113 Kormorane am 24.03. markieren die Höchstzahl des Jahres für die Schlepziger Teiche, während an den übrigen Gewässern eher geringe Ansammlungen dieser Art ermittelt worden sind. Der 25.03. ergab insgesamt 20 Rotschenkel an 3 Stellen im Biosphärenresevat und die Kaltfront um den 26.03. führte bei einigen Arten zu einem auffälligen Zugstau, u.a. bei Bekassine : 25.03. 103 Ind. bei Boblitz, 27.03. 104 Ind. bei Schlepzig, 30.03. 218 Ind. Polder Alt-Zauche, Buchfink: 26.03. 4500 Ind. bei Radensdorf, Rohrammer: 26.03. 180 Ind. Polder Kockrowsberg. Ferner gehören 5 Zwergschwäne am 23.03. an den Schlepziger Teichen zu den selteneren Gästen im Spreewald.
Der April machte seinem Namen alle Ehre, indem Regen und Sonnenschein häufig wechselten. Gedanken an den vergangenen Winter kamen am 23.04. auf, als das Thermometer letztmals im ersten Halbjahr die Null-Grad Marke unterschritt. Der Monat war im Mittel etwas zu warm mit leichtem Niederschlagsdefizit. Naturgemäß zählt der April zu den ereignisreichsten des Jahres; zunächst bestimmten einige sehr frühe Ankunftsdaten das Geschehen. Am 1.04. trafen Regenbrachvogel und Rauchschwalbe ein (keine Aprilscherze ), denen am 2.04.Flussseeschwalbe, Baumpieper, Mönchsgrasmücke und Beutelmeise, sowie am 3.04.Tüpfelralle, Dunkler Wasserläufer, und Rohrschwirl folgten. Beeindruckend war der Schlafplatzeinfall von 15 000 Staren am 03.04. im Polder Kockrowsberg. Weitere zeitige Erstbeobachtungen betrafen Schilfrohrsänger (04.04.), Uferschwalbe (5.04.) und Wendehals (8.04.). Die erste von insgesamt 4 rufenden Rohrdommeln brummte am 5.04. am Köthener See. Vom 07.-08.04. stocherte ein Austernfischer an den Schlepziger Teichen . Später als ihr kleinerer Vetter, aber erfreulicherweise überhaupt noch erschien das Brachvogel- Paar am 11.04. bei Radensdorf. Zwei Brandgans – Männchen schlürften vom 10.-22.04. an den Schlepziger Teichen, denen ein Säbelschnäbler zwischen dem 15. und 18.04. Gesellschaft leistete und damit Küstenstimmung aufkommen ließ. Weniger überraschend war die erste Mehlschwalbe am 13.04. Ein rufender Grauspecht wurde am 16.04. unweit der Kannomühle gehört; die Art war mit nur 2 rufenden Vögeln (wohl unverpaarte Ind.) vertreten, womit erstmals seit Beginn der Besiedlung eine Negativtendenz registriert worden ist. Eilig hatte es eine Nachtigall, die ab dem 17.04. in Lübben musizierte. Die ungleich rauhere Stimme eines Drosselrohrsängers ertönte erstmals am 23.04. im Polder Kockrowsberg. Sehr ungewöhnlich waren 12 Mittelsäger an den Schlepziger Teichen (23.04.), ein rufender Kuckuck am 24.04. bei Lübben dagegen normal. Vergleichsweise früh traten Ortolan (25.04.) und Mauersegler (26.04.) auf. Der Durchzug der aparten Zwergmöwe war stark ausgeprägt und erreichte mit 30 Ind. am 28.04. (Schlepziger Teiche) einen neuen Höchstwert für das Biosphärenreservat. Am 30.04. trafen Pirol und Neuntöter ein. Sie hatten dabei die seltene Gelegenheit noch 2 Saatgänse und insgesamt 36 Seidenschwänze auf ihrem Weg in die Taiga zu verabschieden. Den letzten Tag des Monats beschloß ein schüchterner Temminckstrandläufer an den Schlepziger Teichen, dem im Mai noch viele weitere arktische Limikolen folgen sollten.
Der Mai war rekordverdächtig sonnenscheinreich und warm. Bereits am 3.05. stieg das Thermometer auf 30° C. Stärkerer Regen fiel erst zum Ende des Monats, so dass die Niederschlagsbilanz kaum Defizite aufwies. Dagegen lag die Durchschnittstemperatur erheblich über dem langjährigen Mittelwert. Am 1.05. demonstrierte der erste Rotkehlpieper (wohl nicht politisch motiviert) das regelmäßige Auftreten dieser Art während des Heimzugs im Spreewald. Ihm folgten bis zum 17.05.noch 25 weitere Vögel (max.11 Ind. am 13.05. im Polder Kockrowsberg). Am 2.05.machte sich der erste Sprosser im Koppainz lautstark bemerkbar und 215 Kampfläufer rasteten (fast lautlos) in den Feuchtwiesen bei Lübben. Auch 2 (von insgesamt 4) Nordischen Schafstelzen wurden am selben Tag dort gesehen. Der 4.05.präsentierte eine hübsche Ringdrossel im Polder Kockrowsberg. Wesentlich ungewöhnlicher jedoch war der extrem frühe Legebeginn eines Drosselrohrsänger- weibchens (ebenfalls 4.05.) an der Ragower Schleuse, ein derartig früher Brutbeginn wurde in Mitteleuropa bislang nicht festgestellt. Der erste Sumpfrohrsänger plapperte am 5.05, wohl die Kaltluft und eine Regenfront bremste 3 Weißflügel-Seeschwalben am 5. und 6.05. im Polder Kockrowsberg. An den Schlepziger Teichen pickte am 5.-7.05.ein eleganter Teichwasserläufer und bestätigte damit das nunmehr alljährliche Auftreten dieses Gastes mit südöstlicher Verbreitung. Völlig verspätet hatte sich ein Bergpieper am 7.05.im Polder Kockrowsberg eingefunden. Ebenfalls keinen Termindruck hatten es Sperbergrasmücken, die erste ratterte am 7.05.im Koppainz. Dort wurden am selben Tag 44 Dunkle Wasserläufer gezählt. Der starke Durchzug des Bruchwasserläufers gipfelte am 7.05. mit 285 Ind.( Feuchtw. bei Lübben) und am 8.05. mit 341 Ind.(Schlepziger Teiche). Das hölzerne Knarren des Königs der Wachtel (die ihrerseits zuerst am 29.04. gehört wurde) ertönte erstmals 12.05. bei Hohenbrück. Die zweite Zitronenstelze für das Biosphärenreservat rastete am 10.05. leider nur kurz an den Schlepziger Teichen, wo sich in den folgenden Tagen viele arktische Strandläufer bestaunen ließen und Fernweh nach ihrer rauhen Brutheimat weckten. Nachdem bereits am 28.04.der erste Sichelstrandläufer auftauchte und am 8.05. gleich 3 gesehen werden konnten, setzte sich das überdurchschnittliche Auftreten dieser Art bis zum 21.05.mit insgesamt 10 verschiedenen Ind. fort. Am 11.05. gipfelte der stark ausgeprägte Heimzug des Alpenstrandläufers mit 11 Ind. und brachte den Ersten von 4 Sanderlingen. Am 12. und 20.05. rasteten je 15 (von insgesamt 42 im Frühjahr) Temminckstrandläufern. Der 14.05. präsentierte 4 (von insgesamt 8) Zwergstrandläufern. In besonderer Erinnerung bleibt der 17.05.,an dem neben 31 Sandregenpfeifern und damit soviele, wie noch nie zuvor in Brandenburg (während des Heimzuges) rasteten, auch der zweite Sumpfläufer für den Spreewald bewundert werden konnte. Doch auch das übrige Geschehen blieb nicht unbemerkt. Am 15.05. wurde an der Mutnitza der dritte Nachweis eines Nachtreihers für das Biosphärenreservat erbracht, und nur wenige Meter entfernt schallte der charakteristische Gesang des ersten Karmingimpels. In den Stradower Teichen schlüpften am 16.05. die jungen Singschwäne, dort erbrütete Jungvögel aus den Vorjahren traten noch bis Mitte Mai vereinzelt an verschiedenen Orten auf. Den passenden Abschluß eines bemerkenswerten Monats bildete ein prächtiger Prachttaucher, der vom 20.-23.05. die Unterwasserwelt der Schlepziger Teiche erkundete.
Meist unbeständig, aber alles in allem temperatur- und niederschlagsnormal präsentierte sich der Juni. Erst zum Ende des Monats setzten sich hochsommerliche Temperaturen durch. Am ersten Tag des Monats wurden 15 Fichtenkreuzschnäbel registriert, die einen bis Jahresende anhaltenden kleinen Einflug eröffneten. Zwei adulte Schwarzkopfmöwen rasteten am 2.06. bei Lübben und einen Tag später zogen dort 3 Heringsmöwen nach Norden (von insgesamt 12 im Jahresverlauf). Der 5.06. ergab zwischen Lübben und Lübbenau 5 Sprosser-Reviere, womit die Art 2001- wie auch der Schlagschwirl - eher selten war. Am Abend des 5.06.versammelten sich auf Stahlgittermasten bei Lübben 247 Kolkraben friedlich zum Schlafen, was allerdings von manchen Jägern erneut als Beweis ihrer Gefahr für Leib und Leben der heimischen Fauna gedeutet wurde .Harmloser war ein rufender Grauspecht am 8.06. im Kleinen Gehege. Die im Jahr 2001 sehr seltene Tüpfelralle wurde balzrufend zuletzt am 15.06.gehört. Bis zu 32 nichtbrütende Weißstörche folgten im Juni den Traktoren während der Heuernte zwischen Lübben und Lübbenau. Ein Kuckuck der rotbraunen Morphe flog am 20.06. bei Lübben umher. Noch am 22.06. führten mehrere Kiebitzfamilien kleinere Junge, gleichzeitig umfassten die Rastverbände dieser Art schon bis 1740 Ind. Das ab dem 22.06.(bis zum Jahresende) an den Stradower Teichen verweilende Paar der Nilgans lässt in Zukunft Bruten befürchten. Ebenso erstaunlich wie ungewöhnlich war die (allerdings erfolglose) Zweitbrut eines Karmingimpel-Paares unweit der Steinkirchner Feldstation. Ab dem 25.06. fischten 2 Silberreiher im Polder Kockrowsberg, denen bis Mitte November fast ohne Unterbrechung noch viele weitere folgen sollten. Möglicherweise aus dem selben Verbreitungsgebiet stammten 2 Weißbart-Seeschwalben, die am 30.06. die Schlepziger Teiche besuchten.
Im Juli dominierten konstante Hochdrucksysteme mit hohen Temperaturen, die nur selten von gewittrigen Schauern unterbrochen wurden. Der Monat war entgegen dem langjährigen Mittel äußerst niederschlagsarm und etwas zu warm. Das Badewetter und die Ferienzeit (aber auch die eingeschränkte Aktivität der Vögel) führten wohl dazu, dass aus der ersten Monatshälfte kaum erwähnenswerte Beobachtungen vorlagen. Dafür erhöhte sich am 10.07. die Liste der im Spreewald festgestellten Vogelarten auf 271: Bei Leibsch kreiste ein Gänsegeier unbekannter Herkunft, der am ....07. über Schlepzig erneut gesehen wurde. Der einzige Regenbrachvogel auf dem Wegzug wurde in der Nacht vom 13.-14.07. gehört. Von der Flussseeschwalbe sammelten sich auf dem Wegzug maximal 25 Ind. (16.07.) an den Schlepziger Teichen, wo am 17.07. 108 adulte Bruchwasserläufer einen abgelassenen Teich zum Auftanken nutzten. Am 19.07. und damit recht früh flatterte der letzte Wiedehopf bei Lubolz umher. Höhepunkt des Monats war zweifellos ein Sumpfläufer, der am 21.07. im Polder Kockrowsberg entdeckt wurde und erfreulicherweise keine Bekanntschaft mit einem jungen Wanderfalken machen musste, der dort am selben Tag Stare in Unruhe versetzte. Die einzige Zwergdommel des Jahres „bellte“ am 23.07. an einem Röhricht der Stradower Teiche und ebenfalls am 23.07. „wetzte“ letztmals ein Schlagschwirl im Spreewald.
Der August glich hinsichtlich Temperatur und Niederschlagsmenge sehr dem Juli. Als wärmster Tag des Jahres ging der 16.08. mit 35,5°C in die Statistik ein. Auch in diesem Monat lässt sich aus dem vorliegenden Datenmaterial ableiten, dass die Reiselust der Beobachter offenbar stärker war wie die der Vögel selbst. Den Monat eröffnete ein recht später Karmingimpel, der am 1.08. im Kleinen Gehege gesehen wurde. Der 14.08. brachte die Letztbeobachtungen von Schwarzmilan und Kuckuck. Im Polder Kockrowsberg stieg die Anzahl rastender Silberreiher auf 4 (7.–13.08.) und an den Schlepziger Teichen konzentrierten sich Ende August bis 111 Zwergtaucher. Ebendort zog am 31.08. eine Raubseeschwalbe durch.
Im Gegensatz zum Vormonat war der September ungewöhnlich niederschlagsreich. Allein am 9.09. fielen 28,1 Liter Regen und im gesamten Monat übertraf die Niederschlagsmenge (124 Liter, Lübben) den Durchschnitt um das Dreifache. Die Temperatur blieb geringfügig unter den Vergleichswerten. Vom 31.08. – 5.09. rasteten 2 Moorenten an den Schlepziger Teichen, von denen eine bis zum 16.09. blieb. Dort erreichten Stockente mit 1163 Ind. (5.09.) und Zwergstrandläufer mit 26 Ind. (12.09.) ihr Jahresmaximum im Biosphärenreservat. Etwas farbiger wurde es am 17.09. an den Schlepziger Teichen, als sich ein (junges) Blaukehlchen – Männchen zeigte. Vergleichsweise späte Letztdaten gab es vom Mauersegler (20.09.), Ortolan (24.09.) und Baumfalke (28.09.). Die Erstbeobachtungen einiger Durchzügler und Wintergäste wie Saatgans (23.09.), Rotdrossel (26.09.), Kornweihe (27.09.) und Merlin (28.09.) lagen mithin im normalen Rahmen. Am 26.09. schwammen 2300 Bläßrallen auf dem Neuendorfer See. Der Durchzug des Alpenstrandläufers erreichte an den Schlepziger Teichen mit 63 Ind. (27.09.) sein Maximum, ansonsten war der Wegzug vieler Limikolenarten sehr schwach ausgeprägt. Bis zum 28.09. verweilten noch 2 alte und 2 junge Schwarzstörche an den Schlepziger Teichen, am selben Tag waren 9 Silberreiher und Bemerkenswerterweise noch 3000 Rauchschwalben im Polder Kockrowsberg. Der 30.09. lockte eine junge Küstenseeschwalbe an die Schlepziger Teiche, womit die Art zum fünften mal im Spreewald bestimmt wurde .
Von seiner schönsten Seite präsentierte sich der Oktober, der als niederschlagsärmster Monat des Jahres in die Statistik einging und mit etwa 5 Grad Celsius über dem Mittel zudem viel zu warm war. Die hohen Temperaturen führten bei einigen Arten zu recht späten Letztbeobachtungen, z.B. Schwarzstorch (1.10.), Rohrschwirl (3.10.), Neuntöter (3.10.), Schwarzhalstaucher (3.10.), Schilfrohrsänger (5.10.), Drosselrohrsänger (10.10.! ), Rauchschwalbe (15.10.), Fischadler (20.10.) und Rotmilan (30.10.). Am 1.10. lief ein (leider unbestimmtes) Odins- oder Thorshühnchen auf dem Schlamm der Stradower Teiche. Ausgerechnet einen ehemaligen Feiertag (7.10.) hatte sich der erste Bergpieper als Ankunftsdatum ausgesucht. Eine durchziehende Rohrdommel rief am 7.10. bei Lübben, weitere Vögel fielen am 9.10. (Polder Kockrowsberg) und am 30.10. (Kl.Gehege) auf. Am 12.10. leuchteten 7 Eisvögel an den Schlepziger Teichen, wo auch eine Zwergschnepfe kurz die schützende Deckung verließ .Dort unterstützten 20 Silberreiher am 13.10. die Fischer bei ihrer Arbeit, während 1 Rotkehlpieper und 1150 Ringeltauben das Gebiet hoch überflogen. Insgesamt wurden am 15.10. 5300 Saat-und Bläßgänse an 4 Schlafplätzen im Spreewald gezählt. Am 18.10. sammelten sich 71 Bartmeisen im Polder Kockrowsberg. Beachtliche 269 Bekassinen stocherten am 22.10. in den abgelassenen Teichen bei Schlepzig, wo sich 1 Sterntaucher vom 24.-31.10. natürlich ein anderes Element ausgesucht hatte. Die erste Kurzschnabelgans des zweiten Halbjahres watschelte am 26.10. zwischen Maisstoppeln bei Schlepzig. Zu den eindrucksvollsten Ereignissen des Monats gehörten auch die Kranichansammlungen im Kl. Gehege, als bisheriges Maximum für das Biosphärenreservat wurden 2250 Ind. am Abend des 27.10. gezählt. Ungewöhnlich spät erschien der erste Raufußbussard (28.10.). In Byhleguhre wurden am 30.10. 44 Türkentauben gesehen.
Der November war temperatur – und niederschlagsnormal; es dominierte typischerweise nasskaltes und nebliges Wetter, die Sonne durchbrach daher nur selten die Wolkendecke. Der Durchzug des Kiebitzes erreichte am 2.11. mit 3040 Ind. bei Schlepzig seinen herbstlichen Höhepunkt, auch 18 Fichtenkreuzschnäbel zogen an diesem Tag nach West. Das Auftreten nordischer Wasservögel war sehr schwach, umso mehr erfreuten 5 Samtenten (3.11.) und 2 Bergenten (8.11.) auf dem Neuendorfer See die Beobachter. Dasselbe gilt für eine hübsche Rothalsgans, die vom 3.-4.11. bei Leibsch rastete und erst den zweiten Nachweis für den Spreewald bedeutet. Mit dem Maximum von 115 Graureihern am 5.11. war die Art 2001 an den Schlepziger Teichen eher schwach vertreten. Dem gegenüber wurden von einigen Schwimmenten im Polder Kockrowsberg recht hohe Zahlen ermittelt, z.B. 900 Krickenten (5.11.), 160 Schnatterenten (12.11.) und 274 Löffelenten (5.11.). Relativ spät zogen die letzten Heidelerchen ab (11.11.). Am selben Tag flogen 14 Schneeammern in nordöstliche Richtung, die damit wohl dem Faschingsauftakt entgehen wollten. Der erste Seidenschwanz tauchte am 14.11. auf, ein größerer Einflug blieb bis zum Jahresende aus. An den Schlepziger Teichen lockte um Monatsmitte ein reich gedeckter Tisch 95 Weißkopfmöwen (12.11.) und 16 Seeadler (15.11.) an, unbeeindruckt davon verließ der letzte Silberreiher des Jahres am 13.11. das Gebiet. Bemerkenswert sind ferner 309 Hohltauben am 23.11. bei Leibsch. Einige frostige Tage führten zum Abzug der letzten Alpenstrandläufer (23.11.), Kampfläufer (30.11.) und Dunkler Wasserläufer (30.11.). Ob sich die 3 Waldschnepfen am 27.11. im Polder Wiesenau zur Überwinterung eingefunden hatten, oder aber nur gemeinsam die in Westeuropa lauernden Gefahren erörtern wollten, blieb ihr Geheimnis. Der zweite Sterntaucher des Jahres schwamm vom 22.11.-8.12. auf dem Neuendorfer See.
Kalt und niederschlagsreich war der Dezember. An 13 Tagen wurden Minusgrade und an 17 Tagen Schnee- bzw. Schneereste festgestellt. Der tiefste Wert des Monats lag am 14.12. bei Minus 13 Grad Celsius. Zum Jahresende erhöhte sich die Schneedecke auf 21 cm, schon um den 22.12. wurden lokal beträchtliche Schneeverwehungen registriert. Daher waren besonders Wasservogelbeobachtungen selten; nachdem ab Mitte des Monats die meisten Gewässer vereisten und fast alle Nordischen Gänse und Schwäne das Weite suchten, wirkte der Spreewald zuweilen beinahe vogelleer. Noch am 6.12. nächtigten 7500 Stare im Polder Kockrowsberg, in den folgenden Tagen schmolz der Bestand auf wenige Dutzend zusammen.. Bis zum 8.12. rasteten 2 Bekassinen in den Schlepziger Teichen, 1 Kiebitz kam sich dort am 11.12. ziemlich einsam vor und auch 23 Bachstelzen tippelten nach dem 12.12. nicht über die vereisten Teiche. Die letzten 21 Kraniche standen am 12.12. im Nordpolder bei Neu Zauche. Mit maximal 22 Kornweihen am 14.12. war der traditionelle Schlafplatz am Barzlin gut besucht, während andere Greifvogelarten (Mäuse- u. Rauhfußbussard, Turmfalke) offenbar aufgrund fehlender Nahrungsbasis (keine Mäusegradation) lediglich in geringer Zahl auftraten. Über Beringungen konnte im Bereich der Feuchtwiesen südöstlich Lübben ein hoher Winterbestand von 130 Bartmeisen ermittelt werden. Frische Spuren am 16.12. verrieten die Anwesenheit einer Rohrdommel im Kleinen Gehege. Einer der seltensten Vögel des Jahres 2001 kam nicht aus der Ferne daher, es war ein eher unspektakulärer ganzjähriger Bewohner unserer Kulturlandschaft- das Rebhuhn! Im Dezember zeigten sich mehrfach 10 Rebhühner in Schlepzig, die damit wohl auf den schleichenden Rückgang ihrer Art hinweisen wollten.
Steffen, hätte gute Fotos von Singschwan, Bergpieper, Drosselrohrsänger und Karmingimpel. Ferner auch einige stimmungsvolle Landschaftsaufnahmen.
Der Kranich (Grus grus) im Biosphärenreservat Spreewald 2001
Im Rahmen der turnusmäßigen Erfassung des Brutbestandes, die in zweijährigen Abständen wiederholt wird und in Zusammenarbeit mit LUA und LAGS durchgeführt wird, galt dem Kranich im Jahr 2001 erneut unsere besondere Aufmerksamkeit. Neben der Kartierung von Brutvorkommen erfolgten vor allem an den Schlafplätzen regelmäßige Zählungen und darüber hinaus auch gelegentliche Erhebungen von Nichtbrütern, Jungvogelanteilen auf Äsungsflächen etc. Die hier in Kurzform dargestellten Ergebnisse sind gewissermaßen als Baustein einer lange anstehenden, umfassenden Auswertung des verfügbaren Datenmaterials zur Situation des Kranichs im Spreewald zu betrachten.
Brutbestand:
Die Kartierung beinhaltete den gesamten Unterspreewald. Weiterhin wurden im Ober- Spreewald alle zum ehemaligen Kreis Lübben zählenden Flächen untersucht. Aus dem zum OSL- Kreis gehörenden Teil des Oberspreewaldes liegen nur stichprobenartige Beobachtungen vor, weshalb hier nach wie vor Unklarheit zu Vorkommen und Verbreitung des Kranichs bestehen. Daher sollte dieses Areal in den nächsten Jahren unbedingt flächendeckend überprüft werden. Im kartierten Bereich wurden 15 Brutpaare und 18 Revierpaare (ohne Brutnachweis) ermittelt (s. Karte). 12 Brutpaare konzentrierten sich im südlichen Teil des NSG Innerer Unterspreewald, wo günstige Wasserstände im März /April die Grundlage für die hohe Abundanz bilden. Im Vergleich dazu siedelten im wesentlich „trocknerem“ nördlichen Teil des NSG Innerer Unterspreewald und im ebenfalls nur lokal staunassen Alt Zaucher Hochwald lediglich 2 bis 3 Paare. Ausgehend von den 33 erfassten Paaren im untersuchten Teilareal wird der Gesamtbestand für das Biosphärenreservat auf 40- 45 Brutpaare geschätzt. Im nicht untersuchten Gebietsteil deuten Zufallsbeobachtungen (z.B. 1 Paar am 16.04. nahe der Radduscher Buschmühle, 24.04. 1 verlassenes Nest am Burg- Lübbener-Kanal im Bürgerwald, 1 Paar am 30.04. unweit des Freiheitskanals) auf etwa 8-10 Brutpaare hin. Die genutzten Bruthabitate sind der folgenden Übersicht zu entnehmen.
Abb. Bruthabitate des Kranichs im Spreewald 2001 (n=33)
Versumpfungsmoor 2 6,1% Seeufer/Verlandungszonen 3 9,1% Überflutetes Grünland/Waldlichtungen 6 18,2% Altarme und Schlenken verschiedener Ausprägung 8 24,2% Erlenbrüche 14 42,4%
Auftreten außerhalb der Brutzeit, Nichtbrüter:
a.) Überwinterung:
Im Bereich der Ortsränder von Lubolz und Hartmannsdorf hielten sich bis mindestens zum 19.01. 4 adulte und 3 vorjährige Kraniche auf, die meist auf Pferdekoppeln und an Wildfütterungen beobachtet wurden. Der Schlafplatz der Vögel blieb unbekannt (wohl Kriegbusch oder Schlepziger Teiche).
b.) Heimzug: Die ersten Kraniche erschienen am 6.02. (2 flgd. Polder Kockrowsberg, 2 rastd. Polder Hartmannsdorf) und am 9.02. (14 durchziehend bei Leibsch). In der zweiten Februardekade häuften sich die Beobachtungen an mehreren Stellen und gegen Ende des Monats war bereits ein Großteil der Brutvögel eingetroffen (u.a. ca. 15.03. Brutbeginn im Kriegbusch). Größere Ansammlungen von Anfang März bis Anfang April umfassten: 110 Ind. am 1.03. am Schlafplatz Polder Kockrowsberg 10 Ind. am 17.03. südl. Neu Zauche 25 Ind. am 26.03. südl. Schlepzig 61 Ind. am 1.04. nördl. Straupitz Noch Anfang April befanden sich nachweislich „fremde“ Brutvögel unter den rastenden Kranichen wie eine Ringablesung belegt: Am 1.04. wurde ein farbig beringter Kranich bei Straupitz festgestellt, der am 12.07.1992 als eben flügger Jungvogel in Südfinnland (1111 km Richtung Nordost) markiert worden ist. Bereits 2000 konnte dieser Kranich bei Neu Zauche (26.u.30.03.) kontrolliert werden.
c.) Nichtbrüteransammlungen: Der Heimzug bzw. Durchzug nordosteuropäischer Brutpopulationen ist zunächst nicht klar von umherstreifenden Nichtbrütern abgrenzbar (s. Ringfund), ab Mitte April dürften letztere stark überwiegen. Im Juni hielten sich im Kleinen Gehege mind. 3 mausernde (flugunfähige) Kraniche auf, zudem spielte dieses Gebiet als Schlafplatz auch während der Sommermonate eine zentrale Rolle. Folgende Maxima wurden von Mitte April bis Ende Juli im Spreewald registriert:
Datum Ind. Bemerkungen Ort 13.04. 51 darunter > 5 immat. bei Schlepzig 16.04. 28 südl. Neu Zauche 28.04. 14 südwestl. Gröditsch 1.05. 13 südwestl. Gröditsch 2.05. 15 am Schlafplatz Kleines Gehege 7.05. 130 darunter > 20 immat. südl. Radensdorf 18.05. 118 am Schlafplatz Kleines Gehege 6.06. >57 am Schlafplatz Kleines Gehege 18.07. 96 darunter keine Jungvögel südl. Radensdorf 26.07. 25 darunter keine Jungvögel südl. Radensdorf
d.) Wegzug: Ab Ende September nahm die Anzahl der Kraniche am Schlafplatz Kleines Gehege stark zu. Der Wegzug gipfelte am 27.10. mit 2250 Ind., und am 13.11. setzte der Abzug massiv ein (Abb.).Die letzten 21 Kraniche wurden am 12.12. festgestellt. Als Hauptschlafplatz diente der Westteil des Kleinen Geheges; daneben spalteten sich von den eingetroffenen Verbänden mitunter kleinere Gruppen ab, die am traditionellen Schlafplatz Kockrowsberg nächtigten (max. Ind. am ). Ferner nutzten gelegentlich einige Kraniche die Schlepziger Teiche als Schlafgewässer (max. 79 Ind. am 15.10.), während die ehemaligen Übernachtungsplätze Wussegk (b. Schlepzig) und das Teufelsluch (b. Groß Leuthen) in diesem Jahr nicht aufgesucht wurden. Zudem hielten einige Paare noch recht lange an ihren Brutplätzen fest, beispielsweise waren aus dem NSG Wiesenau bis zum 14.10. regelmäßig spätabends die Rufe von 2 Ind. zu hören (hier 2 Brutpaare). Tagsüber rastete ein Großteil der Kraniche auf der Feldflur zwischen Biebersdorf und Pretschen, wo am 18.10. unter 1031 Ind. nur 92 Jungvögel (= 8,9%) ausgezählt werden konnten. Vor allem ab Ende Oktober flogen vom Schlafplatz zunehmend mehr Kraniche in südwestliche Richtung ab. Maximal waren es 580 Ind. am 14.11.. Diese Vögel suchten offenbar auf den Ackerflächen um Terpt Nahrung.
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